Oberhausen, 05.10.2018
Freitag Morgen, 08:30 Uhr in Alstaden. Es riecht nach frischem Brot, und es ist die Geburtsstunde eines von vielen Broten, welche man in Oberhausen backt – aber auch eines ganz besonderen. Aber dazu mehr im „Regional-Teil“ weiter unten…
„Bei vielen Handwerksbäckern backt man Brot, und das jeden Tag in einer so hohen Qualität, dass wir weltweit damit einzigartig sind“, sagt Stefan Agethen, Bäckermeister aus Oberhausen. „In Oberhausen haben wir mehrere backende Betriebe mit dem täglichen Anspruch, richtig gutes Brot und eine breite Auswahl von täglich mindestens 15 verschiedenen Brotsorten in jeder Bäckerei herzustellen – von Brötchen, Körnerbrötchen, Teilchen und Kuchen mal ganz abgesehen. Das ist in Zeiten, in welchen im Bäckerhandwerk seit vielen Jahren ein statistisch nachgewiesener Rückgang der Betriebszahlen stattfindet, schon erstaunlich.“
Bekannte, backende Betriebe in Oberhausen sind z. B.:
- Bäckerei Horsthemke, Oberhausen-Sterkrade
- Großbäckerei Rokas, Kornbäcker, Oberhausen-Buschhausen
- Bäckerei Agethen, Oberhausen-Alstaden
- Bäckerei Kühnen, Oberhausen-Alstaden
- Bäckerei Frohne, Oberhausen-Osterfeld
Reinhold Agethen, Seniormeister der gleichnamigen Bäckerei freut sich: „Anscheinend verstehen sich die Bürger aus Oberhausen, Mülheim und den angrenzenden Städten bis heute auf ein bodenständiges Lebensmittel, und genau aus diesem Grund gibt es uns und unsere Kollegen hier in Oberhausen, mit unseren vielen Mitarbeitern in den Backstuben, den Läden und unseren zahlreichen Zulieferern, immer noch.“
Regional.
Eine Erzählung von Bäckermeister Stefan Agethen
„Vegan, vegetarisch, biologisch und regional sind Modewörter dieser Zeit, eine Rückkehr aus dem Globalen, dem Geizen auf Kosten anderer Menschen, hin zum Genießen und echte Erleben des eigenen Lebens und einem gesunden Bewusstsein – das ist die Grundlage meiner Arbeit. Ich habe vor 8 Jahren angefangen, mich mit Oberhausener Bauern, Metzgern, Imkern und vielen anderen Anbietern zu unterhalten.
Das Ziel war, unsere Zutaten nicht mehr von irgendwoher zu kaufen, sondern bewusst auszuwählen und den Begriff „regional“ so eng wie möglich zu fassen.
Das Ziel war vordergründig, die vielen Zutaten, welche unsere Familienbäckerei benötigt, nicht mehr von irgendwo her zu kaufen, sondern regionale Lieferanten bewusst auszuwählen und den gesamten Einkaufsweg zu kennen.
Seit 2015 hat die Bäckerei Agethen Oberhausener Honig im Sortiment und kauft die ersten Erdbeeren und Pflaumen aus der Stadt ein.
Im Jahr 2017 war es so weit, dass ich zum ersten Mal einen Bauern kennenlernte, welcher in der Lage war, Getreide in Backqualität hier vor Ort anzubauen – als ich 2014 dort direkt vor der Ernte anrief, hatte man noch verwundert aufgelegt.
Mit den Bauern von der Bey und Bauer Pieper habe ich zwei Partner gefunden, welche verstehen, was ich bzw. was wir als Bäcker brauchen.
Als ich zum ersten Mal vorschlug, das Getreide aus Oberhausen zu Brot und Brötchen zu verbacken, war das immer noch eine gewöhnungsbedürftiger Gedanke für alle, und ich musste mein Vorhaben immer wieder ins Gedächtnis rufen und voran treiben, bis alle verstanden hatten, wie ernst mir die Umsetzung meiner Idee war.
Richtig greifbar wurde es dann, als wir zum Frühstück mitten im Feld saßen. Genau zu dieser Zeit lernte ich auch zwei junge Medien-Gestalterinnen aus Oberhausen kennen.
Nach einem kurzen Gespräch war klar: Die beiden drehen einen Film über unser gemeinsames Vorhaben. Einen Film über Getreide, Korn, Mehl und natürlich über Brot.
„Als ich vor 2 Wochen die erste Tüte mit ein paar Kilo Weizenvollkornmehl bekam, war es wie an Weihnachten…“
An nur einem Tag hatten wir alles zusammen, gemeinsam mit einem Bäckergesellen erdachte ich ein Rezept, und am Freitag Morgen machten wir den ersten Probelauf.
Das Brot selbst backte ich im Ladengeschäft um etwa 8 Uhr. Um diese Zeit sind unsere Backöfen in der Produktion bereits alle ausgeschaltet und nur die Öfen in den Läden selbst sind eingeschaltet.
Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt einem Brot beim Backen zugesehen habe, aber dieses Mal war es keine Frage, sondern eine Selbstverständlichkeit.
„Das Aroma war herrlich, bei jeder Kontrolle atmete ich tief ein!“
Nach dem Backen hatte ich 40 Oberhausener Brote in der Hand. Und jetzt?
Ich verpackte die Brote mit zwei Helferinnen und legte einen kleinen Brief dazu, in welchem ich die Geschichte und das Besondere dieses Brotes erklärte. Ebenfalls bat ich um eine ehrliche Meinung über unsere Prototypen.
Ich bin sehr gespannt, wie unser erstes, mit Oberhausener Getreide gebackenes Brot bei unseren Test-Essern ankommt!
Und natürlich war das erste Brot, welches ich verteilte, das Brot an den Bauern selbst…
Und hier noch einige Bilder vom langen Weg hierher, hierher zur Brotkultur an der Ruhr…
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