Oberhausen, 09.08.2017
Seit ein paar Tagen hängt ein Schild im Fenster der kleinen Bäckereigeschäfte von Bäckermeister Georg Faubel an der Falkenstein- und Mellinghofer Straße. Es beschreibt den langen Weg der Familie und ihrer Bäckerei, welcher nun nach stolzen 90 Jahren in der dritten Generation endet.
„Es ist nicht leicht, aber ich möchte mich neuen Aufgaben stellen“, schildert Georg Faubel seine Beweggründe. „Anfänglich habe ich gedacht, dass ich nicht das Recht hätte, das mir vererbte Familienunternehmen zu beenden, aber mitten in diesem Gedanken lernte ich Reinhold Agethen kennen.“
Die beiden Bäckermeister hatten sich zum ersten Mal am Telefon unterhalten. „Danach haben wir uns dann einfach mal zusammengesetzt, und ich erzählte Reinhold Agethen von meinen Gedanken, von all der Zeit, in der ich alleine gekämpft habe, und von dem fehlenden Nachfolger, der unser Familienunternehmen hätte fortführen können“, resümiert Bäckermeister Faubel in Gedanken vertieft. „Ich hatte in Reinhold Agethen, selbst Inhaber einer Familienbäckerei in der vierten Generation, einen verständigen Gesprächspartner. Langsam entwickelte ich eine andere Sicht auf die Dinge.“
So folgte aus dem Gespräch der beiden Oberhausener Bäckermeister das, was sich aktuell an den beiden Bäckereistandorten in Dümpten und Alt-Oberhausen abspielt: Die Bäckerei Faubel beendet ihre langjährige Geschichte, wird aber in der Traditionsbäckerei Agethen einen gebührenen Platz einnehmen, denn beide Standorte bleiben mit der Bäckerei Faubel verbunden, nicht zuletzt durch die Mitarbeiter, die ihren neuen Platz bei der Handwerksbäckerei aus Oberhausen finden.
„Alle nun anfallenden Aufgaben erledigten wir gemeinsam, und so fiel es auch Herrn Faubel etwas leichter, diesen Schritt zu gehen“, meint Reinhold Agethen zu dem Geschehen rund um die Oberhausener Bäckerlandschaft.
Einmal mehr heißt es, gemeinschaftliche Lösungen ‚Made in Oberhausen‘.
„Es ist schade, dass wir Handwerksbäcker immer weniger werden – waren wir noch vor einigen Jahren mit über 20 Bäckern in Oberhausen, so sind es heute noch sieben,“ meint Stefan Agethen, Obermeister der Bäckerinnung Rhein-Ruhr für Oberhausen, Duisburg und Mülheim. „Das, was sich in den letzten Jahren ändert, ist, dass sich die verbleibenden Bäcker wieder mehr verständigen und kooperieren. Das zeigt der aktuelle Weg der Bäckerei Faubel sehr gut. Fernab von Betriebsübernahmen und einem Verdrängungsmarkt hilft hier ein Bäcker dem anderen, und nur so kann sich unser Handwerk in der Zukunft positionieren, in einer Gemeinschaft, welche sich auf alte, bewährte Werte besinnt – Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß und Gemeinschaft.“
Die Herstellung von Brot, Brötchen und 50 anderen Backwaren an jedem einzelnen Tag findet ab Ende dieser Woche in Alstaden statt, dort produziert man nunmehr auch die klassischen Backwaren mit Rezepturen der Bäckerei Faubel. „Was 90 Jahre Bestand hatte, sollte auch weiterhin erhalten bleiben“, meint Reinhold Agethen von der gleichnamigen Bäckerei.
Die Familienbäckerei Agethen stammt aus Oberhausen Alstaden und feiert in diesem Jahr im September 115 Jahre Firmengeschichte – durch zwei Weltkriege und einige Generationen an Bäckern, Kaufleuten und ganz viel familiärem Halt.
Beide Standorte der Bäckerei Faubel sind ab dem kommenden Donnerstag wieder wie gewohnt geöffnet, das Produktsortiment ist teilweise erhalten und teilweise ergänzt worden durch die Produktpalette der Handwerksbäckerei Agethen. „Jetzt haben wir endlich auch ein Fachgeschäft in Dümpten, dem Stadtteil, aus welchem seit diesem Jahr ein Teil unseres Mehles kommt, das war mir besonders wichtig“, freut sich Stefan Agethen.
In diesem Sinne wünschen wir Georg Faubel alles Gute für den weiteren Lebensweg und viele weitere gesunde, handwerkliche Jahre!
Anmerkung von Stefan Agethen: Dass Bäckereien schließen, weil es keine Nachfolger gibt, oder weil die Arbeitsbelastung zu hoch und der Gewinn zu gering ist, um mehr Mitarbeiter anzustellen, welche für Entlastung sorgen, ist leider ein bekanntes Problem. Die Bäckerei Wiegandt, Bäckerei Michael Rüdel, Bäckerei Suthoff aus Oberhausen und später die Bäckerei Suthoff aus Mülheim sowie jetzt die Bäckerei Faubel hat die kleine Familie aus Oberhausen Alstaden in den letzten Jahren in den wohlverdienten Ruhestand begleitet. Noch heute arbeiten ehemalige Inhaber, Ehefrauen und Mitarbeiter im Familienunternehmen Agethen und sorgen somit für unschätzbar hohe Manpower und Erfahrung.
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Danke für ihren Bericht.
Bei der Bäckerei Faubel habe ich schon vor 40/50 Jahren Brot, Brötchen und Kuchenfür meine Oma gekauft. Immer lecker.